Die sieben größten Mythen und Irrtümer über Asbest – und was Hausbesitzer & Mieter wissen müssen!
Asbest: Vorsicht vor falschem Wissen!
Informationen für Hauseigentümer und Mieter
Baujahr als Indiz
Nach dem Asbestverbot 1993 glauben viele Menschen in Deutschland, die Gefahr für die Gesundheit sei endgültig gebannt – doch asbesthaltige Baustoffe sind noch immer in Millionen älterer Gebäude vorhanden. Eben deshalb ist es höchst problematisch, dass sich nach wie vor gefährliche Irrtümer halten, die Hausbesitzer und Mieter in falscher Sicherheit wiegen. Dieser Beitrag widerlegt die sieben größten Mythen und zeigt auf, warum Asbest weiterhin eine relevante Bedrohung darstellt – und daher ein Fall für Fachbetriebe ist.
Inhalt
- Tückische Altlast: Wie Asbest-Mythen bis heute die Gesundheit gefährden
- Mythos 1: „Asbest ist nur gefährlich, wenn man intensiv damit arbeitet“
- Mythos 2: „Asbest wurde vollständig aus allen Gebäuden entfernt“
- Mythos 3: „Nur in alten Dächern und Fassaden steckt Asbest“
- Mythos 4: „Mein Haus wurde nach 1990 gebaut oder saniert und ist asbestfrei“
- Mythos 5: „Asbest erkennt man schon auf den ersten Blick“
- Mythos 6: „Nur beschädigter Asbest ist gefährlich für die Gesundheit“
- Mythos 7: „Asbest kann man selbst entfernen, wenn man vorsichtig ist“
- Fazit: Verantwortungsvoll mit der versteckten Gefahr umgehen
Tückische Altlast: Wie Asbest-Mythen bis heute die Gesundheit gefährden
Asbest prägte über Jahrzehnte das Bauwesen – ein natürliches Mineral, das mit seiner einzigartigen Kombination aus Hitzebeständigkeit, Festigkeit und Isolierfähigkeit zum Baumuster für unzählige Bauprodukte wurde. Die Einsatzgebiete waren vielfältig: von Dachplatten und Fassadenverkleidungen über Bodenbeläge wie Flexplatten bis hin zu Spachtelmassen, Klebern und Rohrisolierungen.
Doch die vermeintlichen Vorzüge haben eine tödliche Kehrseite: Die mikroskopisch feinen Asbestfasern sind hochgradig gesundheitsschädlich und können beim Einatmen schwere Erkrankungen wie Asbestose, Lungenkrebs oder das besonders aggressive Mesotheliom verursachen.
Obwohl Asbest in Deutschland seit 1993 verboten ist, stellt es bis heute eine ernsthafte Bedrohung dar. Schätzungsweise 9 bis 12 Millionen Gebäude – vor allem aus der Zeit vor 1990 – enthalten nach wie vor asbesthaltige Materialien. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind alarmierend: Jährlich sterben hierzulande etwa 1.500 bis 2.000 Menschen an den Spätfolgen einer Asbestexposition. Bei Asbest handelt es sich also nicht um ein Problem der Vergangenheit, sondern um eine aktuelle und unsichtbare Gefahr, die in vielen Häusern schlummert wie eine tickende Zeitbombe.
Um kaum einen anderen Baustoff ranken sich so viele gefährliche Irrtümer und Mythen, die zu fatalen Fehleinschätzungen verleiten und Hausbewohner in Gefahr bringen können. Klären wir sie auf!
HINWEIS: Privatpersonen dürfen nur sehr wenige festgebundenen Asbestprodukte unter Einhaltung der geltenden Schutzmaßnahmen selbst entfernen – sofern diese unbeschädigt sind. Für Laien ist eine tatsächlich sichere Entfernung allerdings praktisch kaum möglich. Schwachgebundener Asbest hingegen darf nur von zertifizierten Fachbetrieben saniert werden.
Mythos 1: „Asbest ist nur gefährlich, wenn man intensiv damit arbeitet“
Der Irrglaube: Viele Menschen verbinden die Gefahren von Asbest ausschließlich mit Tätigkeiten in bestimmten Industriezweigen in denen Beschäftigte über Jahre hinweg regelmäßig und in hoher Konzentration mit dem Material arbeiteten.
Die Fakten: Schon eine geringe Belastung mit Asbestfasern kann ausreichen, um ernsthafte Gesundheitsschäden zu verursachen. Die Fasern sind mikroskopisch klein, dringen tief in die Lunge ein und können sich dort dauerhaft festsetzen. Besonders tückisch ist die lange Latenzzeit: Asbestbedingte Erkrankungen treten oft erst 20 bis 40 Jahre nach der Exposition auf.
Das bedeutet, dass bereits kurze Kontakte, etwa bei Renovierungs- oder Bohrarbeiten in asbesthaltigen Materialien (z. B. Putze, Spachtelmassen oder alte Bodenbeläge), gesundheitsschädlich sein können. Dabei werden unsichtbare Fasern freigesetzt, die stundenlang in der Raumluft schweben und eingeatmet werden können – selbst ohne sichtbaren Staub oder direkten Kontakt. Auch Heimwerker können also unwissentlich mit Asbest in Kontakt kommen.
Mythos 2: „Asbest wurde vollständig aus allen Gebäuden entfernt“
Der Irrglaube: Da die Herstellung und das Inverkehrbringen von Asbest seit mehr als 30 Jahren verboten ist, wird davon ausgegangen, dass alle betroffenen Häuser und Gebäude inzwischen saniert wurden.
Die Fakten: Die Realität sieht ganz anders aus. Schätzungen zufolge enthalten heute noch rund 9 bis 12 Millionen Gebäude in Deutschland asbesthaltige Materialien, besonders solche, die vor 1990 errichtet wurden. Denn eine flächendeckende Entfernung hat nie stattgefunden, da für fest oder intakt gebundene Asbestprodukte wie Dachplatten keine generelle Sanierungspflicht besteht.
Asbest ist erst dann verpflichtend zu entfernen, wenn schwachgebundene Materialien vorliegen, der Stoff beschädigt ist oder im Zuge von Renovierungs- und Umbauarbeiten besondere Gefahr besteht. Experten warnen daher: Die Altlasten sind weiterhin gravierend und dürfen nicht unterschätzt werden. Weitere Infos im Beitrag „Muss Asbest entfernt werden? Es kommt drauf an …“.
Mythos 3: „Nur in alten Dächern und Fassaden steckt Asbest“
Der Irrglaube: Oftmals wird angenommen, dass sich das gefährliche Material nur außen am Gebäude befindet und daher im Innenraum keine Gefahr droht.
Die Fakten: In Wirklichkeit wurde Asbest in unzähligen Bauteilen verarbeitet – weit über Dach und Fassade hinaus. Besonders im Innenbereich finden sich die gefährlichen Altlasten oft an unerwarteten Stellen: in Spachtelmassen, Fliesenklebern, Putzen, Estrichen, Nachtspeicheröfen, Rohrisolierungen, Bodenbelägen wie Flexplatten oder sogar in Dichtungen von Heizungsanlagen. Viele dieser Materialien wirken harmlos und wurden bis in die frühen 1990er Jahre ganz selbstverständlich eingesetzt.
Wer also meint, mit einer „modernen Innenausstattung“ automatisch auf der sicheren Seite zu sein, irrt. Selbst unter neuen Tapeten oder Bodenbelägen kann Asbest verborgen sein – unsichtbar, aber hochgefährlich. Fakt ist: Die Warnung vor Asbest ist keine Panikmache!
Mythos 4: „Mein Haus wurde nach 1990 gebaut oder saniert und ist asbestfrei“
Der Irrglaube: Das Asbestverbot von 1993 suggeriert, dass alle danach errichteten oder modernisierten Gebäude garantiert asbestfrei sind.
Die Fakten: Auch nach dem offiziellen Verbot wurden vereinzelt noch vorhandene Lagerbestände verarbeitet. Zudem ist nicht auszuschließen, dass über Importprodukte aus Ländern mit weniger strengen Regulierungen asbesthaltige Materialien in Umlauf kamen.
Bei Häusern aus den 1990er Jahren ist die Wahrscheinlichkeit zwar geringer, doch absolute Sicherheit bietet nur eine professionelle Materialanalyse, ein sogenannter Asbest-Test. Dies gilt ebenso für sanierte Gebäude: Wurden bei Renovierungen keine fachgerechten Prüfungen durchgeführt, können Asbestreste unentdeckt geblieben oder sogar neu eingebracht worden sein. Um potenzielle Gesundheitsrisiken zu identifizieren, bleibt eine sachkundige Untersuchung daher unverzichtbar.
Mythos 5: „Asbest erkennt man schon auf den ersten Blick“
Der Irrglaube: Nicht selten hört man von Heimwerkern und Laien, das gefährliche Material Asbest sei ohne weiteres erkennbar und deutlich sichtbar.
Die Fakten: Mit bloßem Auge Asbest zu erkennen, ist in der Regel schwer bis unmöglich. Denn die Fasern sind mikroskopisch klein und in feste Baustoffe eingebunden. Optisch ähneln asbesthaltige Produkte oft normalen Materialien: Asbestzement in Dachplatten wirkt wie herkömmlicher Zement, und Asbest-Flex-Platten sehen aus wie gewöhnliche PVC-Bodenbeläge. Selbst Spritzasbest, ein früher verwendeter Brandschutz, kann auf den ersten Blick kaum von Putz unterschieden werden.
Um sicherzugehen, ist eine Laboranalyse durch eine akkreditierte Fachstelle notwendig. Eine fachgerechte Untersuchung ist der einzige Weg, um eine sichere Aussage über die Materialzusammensetzung zu treffen. Und sind sowohl Befund als auch Risikobewertung positiv, ist eine professionelle Asbestsanierung der nächste Schritt.
Mythos 6: „Nur beschädigter Asbest ist gefährlich für die Gesundheit“
Der Irrglaube: Nicht wenige Hausbesitzer glauben, dass Asbest erst bei sichtbaren Beschädigungen gefährlich wird und dass vermeintlich intakte Materialien keine Gesundheitsgefahr darstellen.
Die Fakten: Auch festgebundene und noch intakte asbesthaltige Materialien können mit der Zeit gefährlich werden. So führen Alterung, Feuchtigkeit oder unsichtbare Mikrorisse oftmals dazu, dass Asbestfasern in die Raumluft freigesetzt werden und die Gesundheit gefährden. Zudem können schon alltägliche Tätigkeiten wie das Anbohren von Wänden, Abschleifen alter Fußbodenkleber oder das Durchsägen von Dachplatten die Fasern freisetzen.
Die Gefahr besteht also nicht nur bei offensichtlichen Schäden, sondern ist bei jeder Beeinträchtigung der asbesthaltigen Baustoffe gegeben. Deshalb ist stets Vorsicht geboten und der fachgerechte Umgang mit potenziell asbesthaltigen Materialien unerlässlich.
TIPP: In unserem Beitrag „Soforthilfe bei Asbest: Was tun, wenn Asbest eingeatmet wurde?“ erfahren Sie, welche medizinischen Maßnahmen im Fall einer Asbest-Exposition umgehend einzuleiten sind.
Mythos 7: „Asbest kann man selbst entfernen, wenn man vorsichtig ist“
Der Irrglaube: Der Wunsch, bei Renovierungen Kosten zu sparen und die Unterschätzung der Gefahr führen zu dieser riskanten Einschätzung. Viele glauben, dass gründliches Arbeiten und besondere Vorsicht ausreichen.
Die Fakten: Das Entfernen asbesthaltiger Materialien ist keine Aufgabe für Heimwerker und unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen wie etwa der 2024 novellierten Gefahrstoffverordnung. Die Arbeit darf praktisch ausschließlich durch zertifizierte Fachbetriebe durchgeführt werden – dies gilt uneingeschränkt für schwachgebundenen Asbest, aber auch für die allermeisten festgebundenen Asbestprodukte. Spezialfirmen verfügen über die notwendige Sachkunde, spezielle Schutzausrüstung, Absauggeräte mit HEPA-Filtern und wissen, wie Materialien sicher abgeschottet und entsorgt werden müssen. Sie führen auch die erforderlichen Freimessungen durch.
Nicht fachgerechte – und in der Regel ohnehin unzulässige – Eigenarbeit kann zur Kontamination des gesamten Gebäudes führen und stellt nicht nur eine Gesundheitsgefahr für den Heimwerker selbst, sondern für alle Bewohner dar. Zudem ist die unsachgemäße Entsorgung asbesthaltiger Abfälle ordnungswidrig und kann Strafen wie zum Beispiel hohe Bußgelder nach sich ziehen.
Fazit: Verantwortungsvoll mit der versteckten Gefahr umgehen
Asbest in älteren Häusern und Gebäuden ist ein reales und anhaltendes Problem. Die größte Gefahr geht dabei von falschen Annahmen wie den oben widerlegten Mythen aus – weil diese leider zu leichtsinnigem Handeln verleiten. Der verantwortungsbewusste Umgang mit asbestverdächtigen Materialien beginnt dagegen mit der Erkenntnis, dass dieses Thema wie gesehen auch heute noch höchste Relevanz besitzt.
Bei Verdacht auf asbesthaltige Materialien in Ihrem Zuhause gilt daher: Keine Eigenmaßnahmen durchführen! Lassen Sie verdächtige Materialien durch eine Fachfirma prüfen und im Falle eines positiven Befundes ausschließlich durch zertifizierte Fachbetriebe wie die AsbestBusters GmbH sanieren. Als Mieter sollten Sie Ihren Vermieter also umgehend darauf aufmerksam machen, falls entsprechende Verdachtsmomente bestehen.
So schützen Sie nicht nur Ihre eigene Gesundheit, sondern auch die Ihrer Familie. Und hinzu kommt: Hausbesitzer wirken dadurch dem drohenden Wertverlust Ihrer Immobilie entgegen.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Haus asbesthaltige Materialien enthält, beraten wir Sie gerne und unterstützen Sie mit unseren professionellen Leistungen – von der Materialanalyse über die fachgerechte und sichere Sanierung bis bin zur abschließenden Freimessung.